Die Schuld des schwarzen Mannes

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Von Alex Kurtagic, übersetzt von Deep Roots (erstmals veröffentlicht auf As der Schwerter).

Das Original “The Black Man’s Guilt” erschien am 12. Mai 2011 im Occidental Observer.

In unterschiedlichem Ausmaß beladen das moderne westliche Bildungssystem, Filme und Fernsehprogramme, ganz zu schweigen von schwarzen Aktivistenorganisationen und Akademikern, die Weißen mit Schuld für die angebliche Beteiligung ihrer Vorfahren an der Sklaverei. Aus offensichtlichen Gründen ist dies besonders in den Vereinigten Staaten der Fall. Die akzeptierte populäre Vorstellung viel zu vieler Leute ist die, daß der weiße Mann den schwarzen Mann versklavte; daß alle Weißen es taten oder mitschuldig waren und immer noch sind; daß alle Weißen auf den vernarbten Rücken afrikanischer Sklaven reich wurden und daß die heutigen Nachkommen weißer Sklavenhalter eine moralische Verantwortung haben, für deren historische Sünden zu büßen und Wiedergutmachung zu leisten.

Wenn man die Sache jedoch genauer untersucht, findet man heraus, daß das Gegenteil der Fall ist.

Ein vielleicht extremes Beispiel zeigt sich anhand der Geschichte der französischen Kolonie Saint Domingue, die jetzt Haiti heißt und die einst als das Juwel der Antillen betrachtet wurde und bis zu den revolutionären Umwälzungen, die im Jahr 1804 zu ihrer Unabhängigkeit führten, die wohlhabendste europäische Kolonie in der Neuen Welt war.

Man kann nicht bestreiten, daß die Wirtschaft von Saint Domingue auf Sklaverei begründet war: an ihrem Höhepunkt stützten sich seine riesigen Plantagen, die einst in der Lage waren, Millionen um Millionen Tonnen von Zucker, Baumwolle und Indigo zu produzieren, auf annähernd eine halbe Million Sklaven, die für etwa 30.000 weiße Pflanzer arbeiteten.

Man kann weder bestreiten, daß die Gesellschaft von Saint Domingue angesichts dieses großen demographischen Mißverhältnisses wie alle Gesellschaften, in denen es Sklaven gab, auf Furcht beruhte und sie in der Tat notwendig machte, weil sonst die allmächtige herrschende Volksgruppe ihre Autorität über ihr bewegliches Vermögen verlieren würde, noch daß solche Bedingungen ermöglichten, daß unwissende und grausame Herren in Saint Domingue Mißhandlungen begingen, die aus den obigen Gründen nicht angemessen getadelt wurden, trotz der sukzessive von der heimatlichen Regierung in Frankreich in dem Bemühen eingeführten Gesetze, die schlimmsten Exzesse zu verhindern, ein Minimum an Fürsorge sicherzustellen und das Verhalten der Herren gegenüber ihren Sklaven zu regulieren. (Siehe Lothrop Stoddard: The French Revolution in San Domingo, und Shamley Green: The Palingenesis Project, 2011).

Und doch darf nicht vergessen werden, daß es die Weißen waren, die auch die Bedingungen für die Emanzipation schufen und in der Tat die Gesetze hierfür erließen und durchsetzten; daß es die Weißen waren, die verkündeten, daß alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind; daß es die Weißen waren, die sich gegen ihresgleichen wandten, um eine egalitäre Gesellschaft zu schaffen und die böse Praxis der Sklaverei abzuschaffen, und daß es ohne den revolutionären Idealismus von Weißen in Europa gut möglich wäre, daß die schwarzen Sklaven von Saint Domingue Sklaven geblieben wären. Die Bedingungen auf der Insel mögen einen fruchtbaren Boden geschaffen haben, aber die Aufstände der Schwarzen und Mulatten nach 1789 waren letztendlich das Ergebnis europäischer, jakobinischer Propaganda.

Und es darf auch nicht vergessen werden, daß die Schwarzen, sobald sie die Unabhängigkeit von ihren ehemaligen weißen Herren erlangt hatten, einander sofort wieder versklavten, und in einer viel härteren und brutaleren Weise, als die Weißen es je getan hatten. Dies war sogar beim mildesten und fähigsten der Revolutionsführer, Toussaint Louverture, der Fall, der als freier Farbiger im vorrevolutionären Saint Domingue bereits etwa ein Dutzend Sklaven zur Arbeit auf einer gepachteten Farm einsetzte. Dies war gewiß bei Jean-Jacques Dessalines der Fall, dem Monster, das die Ausrottung aller verbliebenen Weißen auf der Insel befahl, bevor er sich zum “Kaiser” von Haiti erklärte. Und dies war auch bei einem weiteren Gründervater der schwarzen Republik der Fall, bei Henri Christophe (dem selbsternannten „Kaiser Henri I“), dem Erbauer der Zitadelle oder des befestigten Schlosses in den haitianischen Bergen. Hesketh-Pritchard erzählt in „Where Black Rules White“ (1900) die Geschichte, wie dieses schreckliche Monument seiner pharao-artigen Eitelkeit erbaut wurde:

Kein Geschlecht und keine Altersgruppe blieb verschont; die Arbeit für den König mußte trotz Erschöpfung oder Tod ausgeführt werden. Peitschen aus Kuhhaut, die von den kommandierenden Offizieren gnadenlos eingesetzt wurden, holten fast unglaubliche Energiereserven heraus. Die Sterblichkeitsrate war fürchterlich, aber Christophe hatte den ganzen bevölkerungsreichen Norden, aus dem er schöpfen konnte, und er verbrauchte schonungslos Menschenleben.

Ein ganzes Regiment brauchte einen ganzen Tag, um einen 32-Pfünder hinaufzuschleppen. In einem anderen Fall sah der Kaiser einer langen Reihe von hundert Männern zu, die eine Kanone zu ihrem Platz in den Bergen hinaufzogen. Ab und zu hielten sie in ihrer Arbeit inne, und diese häufigen Unterbrechungen ärgerten Christophe; er schickte jemanden, um die Gründe zu erfragen. Die Arbeiter gaben zur Antwort, daß die Kanone zuviel für die Kraft von hundert Männern sei, und baten, daß weitere hundert Männer zu ihrer Hilfe abgestellt werden möchten.

Christophe befahl sie zu sich und sprach sanft zu ihnen, und sagte ihnen schließlich, sie sollten antreten und durchzählen. Dann wies er jeden vierten Mann an, aus der Reihe zu treten, und ließ sie nach Herbeirufen seiner Wachen erschießen. Als das vorbei war, informierte er die verbleibenden fünfundsiebzig, daß er mit seinem Mittagessen beinahe halb fertig sei, und daß er es als Gefallen ansehen würde, wenn sie die Kanone an ihren Platz rollen würden, bevor er fertig sei.

 Die geschrumpfte Gruppe ging wieder an die Arbeit, aber als Christophes Mahlzeit beendet war, hatte die Kanone nur wenig Fortschritt den Berghang hinauf gemacht. Als er am Schauplatz erschien, bezeugten die fünfundsiebzig mit einer Stimme, daß das, was er von ihnen verlangte, für eine so kleine Zahl unmöglich sei.

 Christophe lachte. „Scheint so,“ sagte er, „aber ich habe ein Gegenmittel. In Reihe antreten.”

Sie traten an und zählten durch wie zuvor.

 „Jeder dritte Mann aus der Reihe treten. Wachen, erschießt diese Männer.“

Die Salve war kaum verklungen, und das letzte Glied hatte zu zittern aufgehört, als Christophe sein Ultimatum verkündete.

 „Nun“, sagte er zu dem verängstigten Überrest, „nächstes Mal lasse ich jeden zweiten Mann aus der Reihe treten. Die Kanone war für hundert Männer zu schwer; fünfzig werden sie sicherlich leicht finden.“

Der Grund dafür ist einfach: Sklaverei war für Weiße eine Anomalie, aber nicht für Schwarze.

In The French Revolution in San Domingo zeigt Lothrop Stoddard recht schlüssig, daß eine auf Sklavenwirtschaft begründete weiße Gesellschaft zutiefst dysfunktional war. Gleichzeitig zeigt die Geschichte, daß die Sklaverei in Afrika eine uralte und sehr verbreitete Praxis war, besonders in Westafrika, der Quelle all der Schwarzen in Saint Domingue bis zu den letzten paar Jahren vor der Revolution.

In vielen afrikanischen Gesellschaften, einschließlich Ghana, Mali, Segou, Songhai, Senegambia, bei den Ashanti, den Yoruba, den Kanem, war etwa ein Drittel der Bevölkerung Sklaven. Dieses Zahlenverhältnis wuchs bei den Duala in Kamerun, den Igbo, den Kongo, im Königreich Kasanje und bei den Chokwe in Angola wie auch in Sierra Leone auf die Hälfte und war an Orten wie Sansibar noch höher.

Im Westafrika des 18. Jahrhunderts, am Höhepunkt des Sklavenhandels, wurden Sklaven in Überfallsexpeditionen ins Innere der Region gefangengenommen; die Überfälle wurden immer von afrikanischen Königreichen gegen schwächere Volksgruppen, Stämme und Völker durchgeführt. Zu ersteren gehörten die Yoruba, das Kong-Reich, die Königreiche Benin, Fouta Djalon, Fouta Tooro, Koya, Khasso, Kaabu und Dahomey (siehe hier, hier, hier und hier), deren Religion Vodoun später die Basis für das haitianische Vaudoux bildete. Europäer wagten sich aus Furcht vor Krankheiten und Widerstand der Eingeborenen selten ins Innere Afrikas. In der Tat war der Missionar und Forscher David Livingstone in den 1850ern einer der ersten Westler, der das Innere des zentralen und südlichen Afrikas erforschte und es von Angola bis Mozambique durchquerte, etwas, das die Portugiesen wiederholt erfolglos versucht hatten.

Die Motivation dafür, Sklaven in die Neue Welt zu bringen, war wirtschaftlicher Art: Plantagen waren arbeitsintensiv, und sowohl das tropische Klima als auch das harte Leben machten es schwierig, europäische Arbeiter anzuwerben. Jene, die den Atlantik zu Orten wie Saint Domingue überquerten, wurden bald selber Pflanzer, während die indianische Bevölkerung, die von den frühesten europäischen Kolonisten schlecht behandelt worden war, schnell schrumpfte. Offenkundig war das System der Indentur darin gescheitert, die Nachfrage zu befriedigen.

Sklaven kamen in Afrika aus zwei Hauptquellen. Eine Hälfte kam aus kriegerischen Eroberungen afrikanischer Königreiche gegenüber anderen Staaten oder Stämmen; die andere Hälfte kam aus den versklavenden Gesellschaften selbst – Kriminelle, Psychopathen, Ketzer, Überschuldete und jene, die bei den Herrschern in Ungnade gefallen waren. Die Wirtschaft der Königreiche Khasso und Dahomey und des Bambara-Reichs hing stark von der Sklaverei ab; das Königreich Dahomey (das heute Benin heißt) wurde reich durch die Profite aus dem Verkauf von Sklaven an Europäer. Weiters wurden Kriege, nachdem der Status einer Familie eine Funktion der Anzahl von Sklaven war, die sie besaß, aus dem einzigen Grund der Erbeutung von Sklaven begonnen. Krieg war in Afrika bereits vor der Zeit des transatlantischen Sklavenhandels endemisch, aber die von Ökonomie getriebene Jagd nach Sklaven gab der Gewalt in weiterer Folge zusätzlichen Schwung.

So verwurzelt war die Sklaverei in der westafrikanischen Gesellschaft, daß König Gezo von Dahomey in den 1840ern zu dem Ausspruch bewegt wurde: „Der Sklavenhandel ist das herrschende Prinzip meines Volkes. Er ist die Quelle und die Herrlichkeit seines Reichtums… die Mutter singt das Kind mit Weisen des Triumphs über einen zur Sklaverei reduzierten Feind in den Schlaf…“. Und als das britische Parlament den Sklavenhandel 1807 abschaffte, sah sich der König von Bonny (im heutigen Nigeria) zu dem entsetzten Ausruf veranlaßt: „Wir denken, daß dieser Handel weitergehen muß. Das ist der Wahrspruch unseres Orakels und unserer Priester. Sie sagen, daß euer Land, wie groß es auch sei, niemals einen von Gott selbst gewollten Handel stoppen kann.“

Viele der auf den Sklavenmärkten entlang der Westküste Afrikas an den atlantischen Sklavenhandel verkauften Sklaven waren Kriegsgefangene. Afrikanische Könige verkauften ihre Gefangenen für Güter wie Kochgeschirr, Rum, Vieh und Saatgut an europäische Sklavenhändler.

Es ist üblich unter jenen, die Umwelteinflüsse als Erklärung für menschliches Verhalten bevorzugen, soziale Dysfunktionalität der Armut zuzuschreiben, die im Fall der farbigen Bürger aus historischen Ungerechtigkeiten stammen soll, die aus dem transatlantischen Sklavenhandel resultieren. Und aller Wahrscheinlichkeit nach ist etwas Wahres daran. Und doch ist es bestenfalls keine vollständige Erklärung, und im schlimmsten Fall eine unredliche, denn sie zieht nur die Verhältnisse im Westen nach der Ankunft des schwarzen Mannes in Rechnung, nicht aber jene in Afrika vor der Ankunft des schwarzen Mannes im Westen. Gegen letztere abgewogen, wie sie von der Natur und dem Charakter der vorkolonialen afrikanischen Gesellschaften definiert waren, ist der Niedergang von Haitis Geschick nach der Unabhängigkeit und jener anderer ehemaliger europäischen Kolonien in Westafrika überhaupt nicht überraschend. Das ist eigentlich als Prozeß der Rückkehr zur Normalität zu erwarten, wie abnormal diese Normalität für unsere westlichen Augen auch aussehen mag.

Die Berichte christlicher Forscher, die sich während des 19. Jahrhunderts nach Afrika hineinwagten, einschließlich H. F. Flynn, David Livingstone, Francis Galton, Paul Belloni du Chaillu, Samuel White Baker und Georg August Schweinfurth, vermitteln Eindrücke, mittels derer wir die Herkunftsgesellschaften der Sklaven in Saint Domingue beurteilen können – von der arabischen Kultur unbeeinflußte Gesellschaften des afrikanischen Inneren. Das Werk jener Forscher, denen aufgrund ihrer Genauigkeit und Verläßlichkeit bei der Berichterstattung vertraut wird, wurde von John Baker 1974 in seinem Buch “Race” zusammengefaßt. J. Philippe Rushton rezensiert Bakers Werk in Race, Evolution, and Behavior:

Wie J. R. Baker … es beschreibt, ist der gewonnene Eindruck der eines armseligen Zivilisationsniveaus, einschließlich nackter oder nahezu nackter Erscheinung, manchmal unterbrochen von einem Amulett oder Schmuckstück statt einer Bedeckung des Genitalbereichs; Selbstverstümmelung, wie das Abfeilen der Zähne und das Durchbohren der Ohren und Lippen, um große Schmuckstücke aufzunehmen, schlecht entwickelter Toilette- und Sanitärgewohnheiten, ebenerdiger Behausungen von einfacher Konstruktion; Dörfer, die kaum sechs- oder siebentausend Einwohner erreichen oder durch Straßen miteinander verbunden sind; keine Erfindung des Rades für Töpfereizwecke, zum Mahlen von Getreide oder für den Fahrzeugtransport; keine geschriebenen Texte oder Aufzeichnungen historischer Ereignisse; kein Gebrauch von Geld; keine Erfindung eines Zahlensystems oder eines Kalenders.

Manchen Forschern fiel das Fehlen einer Verwaltung oder eines Gesetzescodex auf. Es wurden Beispiele von Häuptlingen erzählt, die in despotischer Weise wegen kleinerer Etiketteverletzungen oder sogar zum Vergnügen willkürlich töteten… Bei Verdacht auf Hexerei konnten Hunderte mit oft grotesken Formen der Exekution abgeschlachtet werden. Wo Sklaverei praktiziert wurde, hatten die Sklavenhalter die Freiheit, ihre Sklaven zu töten. In manchen Fällen wurde Kannibalismus praktiziert. Nirgendwo schien irgendeine formale Religion mit geheiligten Traditionen, Glaubensvorstellungen über den Ursprung der Welt oder ethischen Codes mit Gedanken an Gnade zu existieren

Die Forscher fanden, daß die Afrikaner eine niedrige Intelligenz hatten, mit wenig Worten für den Ausdruck abstrakter Gedanken und wenig Interesse an intellektuellen Dingen. Speke schrieb, daß der Neger nur an den Augenblick denkt und es vorzieht, den Tag so faul wie möglich zu verbringen. Livingstone schrieb, daß den Stämmen die Voraussicht fehlte, daß man es für zwecklos hielt, Dattelkerne zu pflanzen, im vollen Wissen, daß man die Frucht nie sehen würde…

Wann immer ein kluges Individuum auftauchte, wie in einer Livingstone erzählten Geschichte über einen Mann, der in seinem Garten ein Bewässerungssystem baute, um den Anbau von Kartoffeln zu fördern, starb die Idee typischerweise mit ihrem Schöpfer… Die Forscher neigten dazu, die Hybridgruppen als intelligenter zu sehen, und die dunkleren, negroideren Typen als weniger intelligent… Jedoch waren einige Stämme bemerkenswert versiert in Töpferei, Eisenschmiedearbeit, Holzkunst und Musikinstrumenten.

Dementsprechend ist die post-koloniale Geschichte in Westafrika, außer in Senegal, wie die Haitis im 20. und 21. Jahrhundert eine der brutalen und kapriziösen Diktatoren, der Staatsstreiche, Gewalt, wirtschaftlichen Mißmanagements, zerbröckelnder Infrastruktur, sozialer Unruhen und sinkender Lebensstandards. Im Kongo werden Sklaverei und Kannibalismus immer noch praktiziert, wobei die Esser die Bantus sind und die Opfer die Pygmäen, von deren Fleisch man glaubt, daß es magische Kräfte verleiht. Falls der Niedergang nicht an manchen Orten noch schneller verlaufen ist, so lag das an westlicher Einmischung in Form von Hilfe, Wiederaufbau und Finanzierung durch den IWF und die Weltbank – obwohl solche Interventionen, die weit davon entfernt sind, das zugrundeliegende Problem zu lösen, das notwendige Resultat (die völlige Entwestlichung) nur verzögert und das Elend mittlerweise für ständig wachsende Millionen von Menschen verschärft haben, die ansonsten nicht existieren würden.

Ein ausgewogener Blick auf die Geschichte zeigt daher, daß die Weißen im Westen kaum für die Leiden der Schwarzen von heute verantwortlich gemacht werden können, weder im Westen noch in von Schwarzen geführten Gesellschaften. Im Gegenteil: in allen Fällen haben Schwarze immense Vorteile vom weißen Mann gehabt. Letzterer schuf einen lukrativen Markt für die Schwarzen, die von stärkeren Schwarzen versklavt wurden, gab den Schwarzen bessere Lebensbedingungen, als sie in Afrika genossen hätten, verbesserte jene Bedingungen, indem er jene Sklaven emanzipierte; gab ihnen Zugang zu Staatsbürgerschaft, Jobs und Schulbildung und gab ihnen sogar Vorteile gegenüber den Weißen selber mittels Maßnahmen wie Affirmative Action und antirassistischer Gesetze. Dies übersteigt bei weitem jeden Nutzen, den eine winzige Minderheit von Weißen irgendwann in der fernen Vergangenheit von der Sklaverei gehabt haben mag – besonders wenn wir die wirtschaftliche Belastung einrechnen, die Schwarze den Weißen durch erhöhte Gewalt und Kriminalität, Zerstörung von Eigentum, Wirtschaftshilfe und Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten wie Rede- und Versammlungsfreiheit auferlegt haben.

Wenn schwarze Aktivisten und Akademiker den Weißen die Schuld für das Elend in Afrika und für eine sorgenvolle Existenz in Amerika geben, indem sie Sklaverei und Kolonialismus als Ursachen anführen, und wenn sie auf dieser Grundlage Entschädigung fordern, dann ist es fair, Schwarze nach europäischen kulturellen Kriterien zu beurteilen, denn die Ablehnung der Sklaverei aus moralischen Gründen ist eine europäische Idee, das Produkt einer europäischen Weltsicht und europäischer Empfindungen, die sie – wenn auch unaufrichtig und aus eigennützigen taktischen Gründen – zu übernehmen beschlossen haben. Immerhin haben die Schwarzen in Amerika sich nicht dafür entschieden, nach Afrika zurückzukehren, und Schwarze in Afrika haben sich – entweder durch Migration in den Westen oder durch Forderung von Hilfe und Zugang zu westlichen Märkten – für eine Industriegesellschaft westlichen Stils entschieden, nicht für eine Rückkehr zu vorkolonialen Verhältnissen. (Mir wäre lieber, sie täten letzteres, aber was soll’s.)

Aus dieser Perspektive sage ich daher, daß es schwarze Aktivisten und Akademiker sind, welche die Bürde der historischen Verantwortung schultern sollten, denn es sind ihre Vorfahren, die das Versklaven besorgten – und ihre Vorfahren, die dabei blieben, selbst nachdem sie selber Sklaven gewesen waren.

Außerdem haben die Europäer, wo immer sie in Afrika eroberten und versklavten, wie im Kongo, nichts anderes getan als das, was die Afrikaner einander seit unvordenklichen Zeiten angetan haben. Der einzige Unterschied ist der, daß auf die Eroberung Infrastruktur und Entwicklung folgte und in Summe die Errichtung einer Gesellschaft europäischen Stils, die ihnen später übergeben wurde, und die die Afrikaner heute nicht entbehren möchten.

Sie schulden uns mehr, als wir ihnen.

Natürlich soll das nicht heißen, daß die Geschichte des europäischen Kolonialismus fleckenlos ist: durch die Stützung auf Sklaven maximierte die Kolonialwirtschaft den kurzfristigen Profit auf Kosten der gesamten Zukunft der weißen Rasse; sie schuf dysfunktionale Gesellschaften in allen Kolonien, und durch ihre Versuche zur Beseitigung von Ungerechtigkeiten und ihr Versagen beim gründlichen Abbau des Vermächtnisses des Kolonialsystems schuf sie die Bedingungen für das rassische Aussterben der Weißen, sowohl in den ehemaligen Kolonien als auch in den traditionellen Heimatländern der Weißen. Letztere geben den Schwarzen auch einen unmöglichen Standard vor, denen das futuristische und eigentümliche Erbe der Weißen blieb.

Aber wenn wir über die Verantwortung für vergangene Sünden reden, dann sollte die Entschädigung nach innen gerichtet sein, nicht nach außen: von Weißen an Weiße und von Schwarzen an Schwarze, und im Fall der ersteren noch mehr als bei letzteren, denn der Schaden war in allen Fällen selbst zugefügt, und es waren auf jeden Fall die Weißen, die sich auf den Weg zum Aussterben brachten.

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