Ja, Afrika muss zur Hölle gehen

Von Alex Kurtagic, übersetzt von Deep Roots (erstmals erschienen auf As der Schwerter).

Das Original ´Yes, Africa must go to hell´ erschien am 20. Januar 2010 in Taki’s Magazine

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Ich begrüße James Jacksons Mut, auf die Tatsache hinzuweisen, daß Afrikas chronische Dysfunktionalität nicht das Ergebnis weißer europäischer Herrschaft in der Vergangenheit ist, sondern der schwarzafrikanischen Herrschaft in der Gegenwart — daß sie, statt das Ergebnis des europäischen Kolonialismus und post-imperialer Gleichgültigkeit zu sein, wie die Linke behauptet, die Folge des europäischen Post-Kolonialismus und postkolonialer Hilfsprogramme ist.

Ich werde ihn nicht linker Gesinnung beschuldigen, aber Mr. Jackson begeht immer noch den Trugschluß — charakteristisch für die Linke — daß er das sub-saharische Afrika nach europäischen Standards beurteilt, und er scheint immer noch anzunehmen, daß Afrika sich zu einer Zivilisation europäischen Stils entwickeln würde, wenn die Afrikaner nur aufhörten, die Opfer zu spielen, und ein für alle mal die Kurve kriegen würden. Diese letztere Annahme entspringt dem Glauben, den die Linke hegt, daß Schwarzafrikaner Europäer mit schwarzer Haut sind. Besagter Glaube ist mit einem anderen Glauben verbunden, der Fortschritt schätzt und ihn an der Annäherung an Europas gegenwärtige techno-industrielle Gesellschaft mißt – eine Art von Gesellschaft, die durch eine komplexe gesellschaftliche Organisation, Hochtechnologie, Industrieproduktion, wissenschaftliche Entdeckungen, Kapitalismus, Rechtsstaatlichkeit, Privateigentum, Bürgerrechte, Modernität und säkularen Rationalismus charakterisiert wird. Die Abnormalität dieser Glaubensvorstellungen in Bezug auf einige nichteuropäische Gesellschaften ist für uns nicht offensichtlich, weil wir diese Dinge für selbstverständlich halten. Aber es ist wichtig, sie zur Kenntnis zu nehmen, weil die Konsequenzen katastrophal sind: sie untermauern das ganze Unternehmen von Hilfe und weißer Schuld, das eine Bevölkerungsexplosion auf dem Dunklen Erdteil und die nachfolgende Flutwelle hungriger und von Groll erfüllter Einwanderer nach Europa und Nordamerika geschürt hat.

Ich argumentiere seit einiger Zeit, daß wir, wenn jemals Stabilität auf dem Schwarzen Kontinent einkehren soll, zulassen müssen, daß die Schwarzafrikaner von Europa abweichen und sich auf eine Weise neu organisieren, die mit ihrem Temperament, ihren Neigungen und Begabungen harmoniert. Ich habe auch argumentiert, daß wir uns nicht einmischen dürfen, selbst wenn das Endergebnis für uns beunruhigend ist. Was Afrika braucht, ist nicht mehr Geld und Entwicklung, sondern gar nichts davon. Schwarzafrikaner sind anders als Europäer. Wir mögen nicht von afrikanischen Kulturen sprechen wollen, weil sie in Relation zu unserer primitiv erscheinen, aber wir müssen akzeptieren, daß Kultur für sie etwas anderes bedeutet als für uns, und daß unsere Meinung, auch wenn wir sehr wohl eine haben können, irrelevant ist, wenn das, was sie unter Kultur verstehen, für sie funktioniert. Fortschritt, so wichtig er für uns gegenwärtig sein mag, ist dort fehl am Platz. Afrika ist zur Hölle gegangen, weil es das muß.

Lesen Sie Why Africa is Hell von James Jackson auf Takimag.com.

Dies soll nicht heißen, daß die gegenwärtige Situation im sub-saharischen Afrika (und ich betone sub-saharisch, weil wir Marokko und Ägypten nicht über denselben Kamm scheren dürfen) nach afrikanischen Maßstäben normal ist. Es ist nicht normal. Es ist das Ergebnis einer Periode des Übergangs – von weißer Gesellschaft zu schwarzer Gesellschaft — den westliche Linke die ganze Zeit seit dem Ende des Imperiums mit ihren wohlmeinenden (aber dennoch zum Scheitern verurteilten) Hilfs- und Entwicklungsprogrammen behindert haben.

Traditionelle sub-saharische Gesellschaften sind stammesorientiert; ihre Spiritualität ist animistisch; ihre Medizin ist Hexerei; ihre sanitären Einrichtungen armselig; ihre Landwirtschaft auf Subsistenzniveau oder nichtexistent. J.R. Baker (Race, 1974) zeichnet ein Bild der Unzivilisiertheit: die Eingeborenen waren nackt oder halbnackt; sie praktizierten Selbstverstümmelung; sie wohnten in kleinen Siedlungen, in einfachen, ebenerdigen Behausungen; sie fuhren in groben Kanus, die man aus Baumstämmen geschnitzt hatte; sie hatten das Rad nicht erfunden; sie domestizierten kaum Vieh oder nutzten es für Arbeit oder Transport; sie hatten keine Schriftsprache oder aufgezeichnete Geschichte; sie hatten keine Verwendung für Geld, kein Zahlensystem, keinen Kalender; sie hatten keine Straßen; und sie hatten keine Verwaltung und kein Gesetzbuch. Häuptlinge waren despotisch, kapriziös und grausam; Schlächterei kam häufig vor; Kannibalismus wurde häufig praktiziert. Die Dialekte waren einfach, mit begrenztem Wortschatz für den Ausdruck abstrakter Gedanken. Das durchschnittliche Stammesmitglied lebte für den Augenblick und ermangelte der Voraussicht. Jede kluge Idee verging gewöhnlich zusammen mit ihrem Erfinder. Solch ein Bild erklärt auf wirksame Weise Afrika im 21. Jahrhundert.

Es erklärt auch, warum Hilfs- und Entwicklungsgelder nichts bewirkt haben außer die Schrecken auf dem Kontinent zu verstärken: immerhin, wenn man im obengenannten Zusammenhang Geld einführt, macht der Speer der AK-47 Platz. Bono und Geldof und die anderen Live8-Teilnehmer, die alternden, selbstgerechten, zügellosen, kosmetisch aufgebesserten Rockstars, die wir kennen und verabscheuen, haben Blut an ihren Händen. Genauso die westlichen Wohlfahrtsorganisationen und Medien, weil sie solche Anstrengungen unterstützen.

Bono und Geldof und die anderen Live8-Teilnehmer, die alternden, selbstgerechten, zügellosen, kosmetisch aufgebesserten Rockstars, die wir kennen und verabscheuen, haben Blut an ihren Händen.”

Deshalb denke ich, daß Mr. Jackson recht hat, wenn er “den Abriß jeder Straße, jedes Colleges und jedes Spitals, das wir in Schwarzafrika je gebaut haben” will. Dies hätte mit der Entkolonialisierung einhergehen sollen. Wenn die europäischen Mächte es nicht länger für machbar hielten, ein Imperium aufrechtzuerhalten, hätten sie die koloniale Infrastruktur abbauen und das Gebiet so zurücklassen sollen, wie es zuerst von den frühen Forschern vorgefunden wurde. Außenseitern hätte man durch ein nach dem Antarktisvertrag von 1959 modelliertes Abkommen verbieten sollen, das sub-saharische Habitat zu stören, indem man das Gebiet zum Naturreservat erklärte. Natürlich war das zu der Zeit politisch unmöglich, und das europäische Gewissen, das bereits von post-imperialem Schuldgefühl befallen war, wäre doppelt geplagt gewesen durch die nachfolgenden Hungersnöte (ohne industrialisierte Farmen kann man nicht Millionen Menschen ernähren). Aber die Hungersnöte haben nichtsdestoweniger trotzdem die Region heimgesucht, und sie sind nicht nur nicht abgewendet worden, sondern sie sind von den westlichen Versuchen zu ihrer Verhinderung vervielfacht und verstärkt worden.

Die anfänglichen post-imperialen Hungersnöte mögen unvermeidlich gewesen sein, aber das Endergebnis wäre eine kleinere, re-tribalisierte, prähistorische Population, die in der Lage gewesen wäre, sich selbst durch traditionelle Methoden der Subsistenzlandwirtschaft und des Jagens und Sammelns zu ernähren. Nach ein paar Generationen hätte das sub-saharische Afrika den Westen nicht mehr mit einer Mischung aus Neid, Frustration und Hass betrachtet, weil es dessen Existenz vergessen hätte, abgesehen von mündlich weitergegebenen Fabeln und Legenden. Man hätte sich des weißen Mannes als Gott erinnert (oder als Dämon) — als ein fremdes Wesen aus einer anderen Welt, das Städte aus Gold erbaute und magische Kräfte jenseits des Vorstellbaren besaß. Nach ein paar Generationen wäre das sub-saharische Afrika zu seiner vorkolonialen Lebensweise zurückgekehrt und hätte seinen Übergang von einer Ansammlung gescheiterter Staaten zu einer lebenden Aufzeichnung der Menschheitsgeschichte vollendet.

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